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Format Architektur

Visionen für denkmalgeschützten Zweckbau - ehemaliges Rathaus Weiden

Das 1954 errichtete Bezirksrathaus von Weiden wurde in den 20er Jahren von Emil-Schreiterer & Bernhard Below geplant, die Weltwirtschaftskrise und die darauf folgende nationalsozialistische Ära verhinderten jedoch die bauliche Umsetzung. Nach der rheinländischen Gebietsreform 1972 kam die Gemeinde Weiden zur Stadt Köln und das Rathaus verlor seine Funktion. Wechselnde Nutzungen (Fachhochschule, Volkshochschule, Asylbewerberunterkunft) folgten bis der Zweckbau an die Raiffeisenbank Frechen-Hürth eG verkauft wurde.

Der denkmalgeschützter Bau, wurde 2008 vom Büro Format-Architektur im Auftrag der Raiffeisenbank zu einem Stadthaus-Ensemble mit Hofcharakter umkonzipiert. Dabei wurde das Rathaus mit seinem klassischen Verwaltungsbaugrundriss vertikal unterteilt um einzelne Hauseinheiten entstehen zu lassen. Die Hauseinheiten mit fließenden Innenräumen erstrecken sich über 4 Etagen. Die Tragstruktur aus Stützen, Riegeln, eingelegten Decken und aussteifenden Wandscheiben blieben dabei überwiegend erhalten.
Durch seine umfassende Ökotechnologie, Erdwärmepumpe in Kombination mit Fußbodenheizung, stellt das Projekt Weichen für die Umnutzung und Sanierung denkmalgeschützter Objekte. Im Bereich der Fassade wurden alle typischen Gestaltungsmerkmale des Objektes erhalten und durch bodentiefe Fenster im Erdgeschoss ergänzt. Für die farbliche Auflockerung der geschützten Fassade sorgen, die in die Fensterprofile integrierten Fallarmmarkisen mit weinrotem Stoffbezug. Aufgrund des Denkmalschutzes der Fassade wurde in Zusammenarbeit mit Bauphysikern und Energieberatern ein innovatives Innenwanddämmsystem eingebracht, das eine Wärmeschutzverbesserung um mehr als 300 % realisiert.

Ein entscheidender Baustein zur Entwicklung des Hofcharakters des Ensembles stellt die neu errichtete Villa dar. Die vom Format Architekten geplante Villa orientiert sich analog zur Originalplanung des Rathauses an den Villenbauten der 20er Jahre. Technisch ist das Gebäude ein hochmoderner Neubau mit Ökostandard, der geschickt die Stilelemente des ehemaligen Rathauses mit einer modernen monolithischen Bauskulptur verbindet und so einen angenehm ausgewogenen Ensemblecharakter entstehen lässt.  Die Villa besteht aus zwei Wohnungen mit separaten Eingängen. Zum einen der so genannten Gartenwohnung mit Zugang über den Innenhof und der  2geschossigen Penthousewohnung mit Loggia im 1.Obergeschoss und teilüberdachter Dachterrasse in der Penthouseetage. Die Penthousewohnung verfügt über einen eigenen Aufzug der an die Tiefgarage angeschlossen ist.

Eine Schlüsselrolle spielt neben der, dem Gebäudebestand Rechnung tragenden, Konzeption vor allem auch die Gestaltung des 5.143 qm großen Grundstücks. Die ehemals öffentliche Grünfläche wurde nach Plänen der Landschaftsarchitekten Calles de Brabant mit dezent gesetzten Gestaltungsmerkmalen der 50er in einen Privatpark umgewandelt. Der ehemalige Betriebshof wurde dabei überdacht und zur Tiefgarage umfunktioniert, die so entstandene Hoffläche wurde mit einer Baumallee aus Säulenhainbuchen versehen und dient nun als Treffpunkt und Zugang zu den jeweiligen Hauseinheiten. Das Pflanzkonzept des Parks sieht ausschließlich heimische Hölzer vor die über eine eigene Brunnenanlage mit Wasser versorgt werden. Namensgeber des neu gestalteten Parks ist der Künstler Ludwig Gies dessen künstlerische Arbeit ein zweigeschossiges Bleiglasfenster ziert.