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F64 Architekten und Stadtplaner

Neubau des Wasserkraftwerkes mit Fischaufstiegshilfe und Illerterrasse mit Sommerbar, Kaufbeurer Straße Kempten

Ort
Kempten
Gebäudekategorie
Infrastruktur
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2016
Material Fassade
Glas
Wasserkraftwerk Kaufbeurer Strasse mit Fischaufstiegshilfe
Illerterrasse mit Sommerbar in Kempten

Hintergrund des Projektes
Um eine weitere wasserrechtliche Konzession für das bestehende Kraftwerk an der Illerstraße auf der gegenüberliegenden Flussseite zu erhalten, muss an der Wehranlage eine Fischaufstiegshilfe geschaffen werden, was aber baulich auf der Westseite der Iller nicht umzusetzen ist. Aus diesem Grunde wurde die Idee geboren auf der Ostseite eine Fischtreppe und ein Restwasserkraftwerk zur regenerativen Energiegewinnung zu errichten. Das Dotationskraftwerk erzeugt zudem eine für Fische zur Orientierung nötige Lockströmung am Eingang der Fischtreppe.

Das Allgäuer Überlandwerk möchte mit dem Projekt neben der St. Mang-Brücke aber nicht nur eine Anlage zur Stromgewinnung errichten, sondern einen attraktiven Platz am Eingangstor zur Altstadt schaffen. Das Projekt ist ein weiterer Baustein des Masterplanes „Iller erleben“. Ziel des Projektes ist die Öffnung der Stadt Kempten hin zur Iller, die Schaffung einer einzigartigen Natur- und Freizeitlandschaft.

Die neue Illerterrasse an der St. Mang-Brücke integriert sich in die geplante Illerpromenade mit den umgestalteten Grünbereichen. Ein Café lädt zum Ausblick auf Altstadt und Fluss ein.

Die Aussichtsplattform ist in eine obere Terrasse auf Höhe der bestehenden Hochwasserschutzmauer und eine um 5 Sitzstufen zur Iller hin abgesenkte untere Terrasse gegliedert. Das Kraftwerk ist scheinbar unsichtbar hinter der bestehenden Hochwassermauer.
 

Materialität Baukörper
Die Fassaden der beiden Baukörper Krafthaus und Sommerbar sind mit sandgestrahlten opaken Gussweißglasschalen versehen.

Die Sichtbetondachscheibe wird von einer Stehlenreihe aus schlanken Stahlstützen getragen, die sich von der offenen Mitte hin zu den beiden spitzen Enden des Daches in ihrer Dimension zu Stäben verjüngen und gleichzeitig im Abstand zu einem Stabfilter verdichten. Durch Überlagerung und Verdichtung, Entflechtung und Aufweitung der Stützenreihen ergeben sich differenzierte Durch- und Aussichten zu Park, Iller und Altstadt.

Die gekurvten Höhenschichten der Plattform, Sitzstufen und der Dachscheibe werden mit metallischen Setzkanten aus mattem Edelstahlblech eingefasst. Die Bodenflächen der Illerterrassen erhalten einen homogenen Belag aus geschliffenem Farbasphalt.

Die Geländer rund um die Illerterrasse bestehen aus gebogenen sandgestrahlten Stabgeländern. Auf der im Höchstwassserfall überfluteten unteren Illerterrasse sind diese Geländer demontierbar. Das Dach wird mit einer extensiven Dachbegrünung versehen, damit sich das Gebäude auch von den umgebenden Höhenzügen aus gesehen harmonisch in die neue Parkanlage einfügt.
 
Ausstellungskonzept
Die Ausstellung nimmt zwei formale Prinzipien der Architektur auf und setzt diese zu einem eigenständigen, wiedererkennbaren und flexiblen Ausstellungssystem um:

Stelen:
Angelehnt an die schlanken Stützen des Gebäudes befinden sich an verschiedenen Stellen des Ausstellungs-Parcours frei stehende Stangen als Informationsträger. Die Ausstellungsexponate werden als runde aufgesetzte zylindrische Röhren oder Fernrohre ausgebildet und fügen sich so in die gekurvte Formensprache der Architektur ein.

Die Ausstellung gliedert sich in drei Themenfelder:

Vergangenheit:
Großexponate (Kollergang und Mühlstein) und verschiedenen frei stehenden Stelen als »Meilensteine«, Integriert in die Grünfläche.

Gegenwart:
Als Durchbruch in der Bodenfläche (Fischtreppe) oder als reale und virtuelle Blicke in das Kraftwerk, im Nahbereich der Turbine.

Zukunft:
Als medialisierte Fernrohre und frei stehende Stelen als »Wünsche« und »Visionen« im Bereich der Uferkante.

Die Ausstellung spielt wie die Architektur mit unterschiedlichen Sicht-Weisen:

An-Sicht: Panoramen, Perspektiven
Ein-Sicht: Situation vor Ort, Authentizität, reale Blicke
Rück-Sicht: Kempten, Geschichte, Wasser-Kraft-Nutzung
Weit-Sicht: Visionen, Didaktik, Filme, Animationen, Energie-Zukunft
Über-Sicht: Zeichnungen, Bilder, Pläne, Illerverlauf
Durch-Sicht: Objekte, Exponate, Hands-on
Aus-Sicht: Verweilen, Sitzplätze, Natur, Stadt

Die einzelnen Installationen der Ausstellung werden mit den unterschiedlichen Sicht-Weisen beschriftet.

Auftraggeber:
Allgäuer Überlandwerk GmbH, Kempten

Beauftragte Leistung:
LPH 1-9 HOAI

Projektzeiten:
Planung: ab 03/2013
Bauzeit: 05/2014 - 05/2015

Projektgröße:
Tiefbau: Wasserkraftwerk mit Fischaufstiegshilfe
BRI: 4750 m3
BGF: 870 m2
Hochbau: Krafthauszugang und Sommerbar mit öffentlicher WC-Anlage
BRI: 1.060 m3
BGF: 250m2
Aussenanlagen: Illerterrassen und Parkanlage
AUF: 2.900 m2

Baukosten:
3,7 Mio € inkl. MwSt.

Projektbeteiligte:
Planung und Tragwerk Tiefbau, Stahlwasserbau und Kraftwerkstechnik:
IB Dr. Koch, Kempten

Tragwerksplanung Hochbau
IB Lämmle, Wiggensbach

Ausstellungsgestaltung: 
jangled nerves, Stuttgart

Fotografie:
Rainer Retzlaff, Niedersonthofen
Stefan Krause, Kempten