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Eller + Eller Architekten

DoC Medical Center, Dortmund

Foto: Olaf Rohl, Aachen
Foto: Olaf Rohl, Aachen
Ort
Dortmund
Gebäudekategorie
Krankenhäuser, Ärztehäuser, Arztpraxen
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
2014
Material Fassade
Beton
Architektenpreis
BDA Auszeichnung Guter Bauten
Das Gebäude der ehemaligen WestLB befindet sich in der Dortmunder Innenstadt an einer zentralen Einkaufsstraße in der Nähe des Hauptbahnhofs. Der östliche Gebäudeteil mit der ehemaligen WestLB bildet ein bauliches Ensemble mit der unmittelbar benachbarten Commerzbank. Der Gebäudekomplex wurde Mitte der 1970er Jahre vom Architekten Prof. Harald Deilmann entworfen und wurde als erstes Objekt der 1970er Jahre in Dortmund unter Denkmalschutz gestellt.
Charakteristisch für das Gebäude ist die horizontale Gliederung, die von vertikalen Technikelementen durchdrungen wird. Diese Struktur blieb bei der Sanierung erhalten. Das Gebäude ist fest im Dortmunder Stadtbild verankert und erfährt eine sehr positive Bürgerzustimmung. Insofern war es ein wichtiges Anliegen, das äußere Erscheinungsbild zu erhalten und das Gebäude nur inhaltlich zu erneuern.

Das ehemalige Bankgebäude wurde nun zu einem hochmodernen Ärztezentrum mit Praxen in den Obergeschossen sowie Shops und Gastronomie im Erdgeschoss umgebaut.
Die wichtigste Veränderung betrifft die innere Organisation. Das Gebäude wird nicht mehr als verschlossenes Bankgebäude wahrgenommen, sondern als Haus der Gesundheit: offen, einladend, hell. Auch im Inneren wird das Haus nun als mehrgeschossiges Gebäude erfahrbar, indem mehrere Ebenen über ein helles, Tageslicht durchflutetes Atrium verbunden werden. Die vorhandene innere Passage und die ehemalige Kassenhalle wurden behutsam in einen neuen zentralen Innenraum umgewandelt und erweitert. Eine neu integrierte zentrale Wendeltreppe schafft Verbindungen mit den Wartebereichen in den Obergeschossen. Die raumgreifende Freitreppe wirkt skulptural und identitätsstiftend in dem großzügigen Atrium und dient als Verbindung, Blickfang und Aussichtspunkt.

Die Herausforderung war, ein Ärztehaus im Bestand zu konzipieren, das einerseits die Anforderungen an ein modernes Gesundheitszentrum erfüllt und andererseits die schützenswerten Eigenarten des Gebäudes erhält. Der Denkmalschutz bedingte eine weitgehende Erhaltung nicht nur des äußeren Erscheinungsbildes, sondern auch der zeittypischen Konstruktionsweisen. Insbesondere die energetische Sanierung der geschosshohen Aluminium-Elementfassade mit ihrer außen liegenden Tragstruktur bildete daher eine der Kernaufgaben. Erhalten werden dabei die charakteristischen und zeittypischen Gestaltungselemente wie die baubronzefarbenen Aluminiumoberflächen, die goldbedampften Sonnenschutzgläser und die prägenden weißen Betonbrüstungsbänder der Dachterrassen und Balkone sowie die vier ‚Türme‘ der Treppenkerne und Technikbauwerke. Alle notwendigen neuen Fassadenelemente zur Raumbildung der neuen Eingangshalle ordnen sich dienend unter und treten gestalterisch bewusst in den Hintergrund.

Die innere Organisation orientiert sich an einem zentralen Erschließungsweg zwischen den beiden Haupttreppenhäusern. Bis zu 37 Praxiseinheiten für verschiedene Fachsparten sind um das Atrium angeordnet. Wegebeziehungen zwischen den Praxen sind für Besucher sofort erkennbar und einladend gestaltet.
In den öffentlich zugänglichen Bereichen orientiert sich die gewählte Formensprache, wenngleich neu interpretiert, an Bestandselementen. Durch zahlreiche Blickbeziehungen nach außen wirkt das Atrium sehr hell. Die Terrassen, die früher nicht nutzbar waren, werden als begrünte Dachgärten den Patienten zugänglich gemacht.

Die Fassade ist durch umlaufende horizontale Brüstungsbänder charakterisiert. Die Elemente wurden als Leichtbetonfassade aus schalungsglattem Sichtbeton in Kunststoffschalungen hergestellt und mit Weiß-Zement und Titandioxyd aufgehellt. Die verglaste Ebene springt zurück, was die Anordnung von umlaufenden Balkonen ermöglicht. Dass der Kontrast der bronzefarben bedampften Scheiben gegenüber den weißen Betonbrüstungen im Stadtbild beibehalten werden sollte, war erklärte Absicht, doch waren die originalen Fensterfabrikate nicht mehr erhältlich. Stattdessen wurde in Zusammenarbeit mit den Architekten, dem Hersteller und den Denkmalbehörden ein völlig neues Produkt entwickelt, das sich äußerlich von dem ursprünglichen Bronzeton nur um Nuancen unterscheidet, jedoch deutlich bessere Wärmedämm- und Sonnenschutzeigenschaften aufweist. Rund 1.800 m²  in verschiedenen Maßen bis zu 2,40 x 1,30 Meter wurden zur Sanierung des DOC produziert und verbaut. Aus dem Inneren des Gebäudes betrachtet, haben die Gläser zudem im Vergleich zu ihren Vorgängern aus den 1970ern eine viel hellere Wirkung, die Lichttransmission ist also deutlich höher. Dies ist für die Nutzer angenehm und denkmalpflegerisch unproblematisch.

Notwendige Eingriffe in das Gebäude-Äußere sind gestalterisch dezent geblieben und ordnen sich den denkmalpflegerischen Zielen unter. Die Umwandlung der ehemaligen Passage und Kassenhalle in einen Atrium-Innenraum stellt eine spürbare, aber nach aber außen kaum wahrnehmbare Veränderung des Gebäude dar. Der Erhalt der Fassadenkonstruktion bei gleichzeitiger Anpassung an heutige technische und wärmedämmtechnische Standards als große technische Herausforderung wurde sehr gut umgesetzt worden. Die sehr enge Zusammenarbeit der Architekten mit den Denkmalbehörden hat zu einem bei Stadt, Bürgern und Nutzern hochgelobten Ergebnis geführt. Das DoC wurde von der Stadt Dortmund Anfang 2014 als Denkmal des Monats ausgezeichnet.