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BOLLES+WILSON

Ensemble „Altes Hafenamt“, Cinnamon Turm und Pavillon

® Mitja Schneehage
® Mitja Schneehage
Ort
Hamburg
Gebäudekategorie
Wohn-, Geschäftshäuser
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2015
Material Fassade
Metall
Architektenpreis
Deutscher Architekturpreis 2017
Auszeichnung. BDA Hamburg Architektur Preis 2016
1. Preis. Deutscher Fassadenpreise für vorgehängte hinterlüftete Fassaden 2015
Anerkennung. Nominierunge
Cinnamon Turm, Altes Hafenamt und Pavillon Hamburg, Überseequartier

Eingeladener Wettbewerb 2006, Erster Preis
Fertigstellung 1. BA (Pavillon) 2008, 2. BA (Wohnturm) 2015, 3. BA (Hafenamt) 2016
Deutscher Fassadenpreise für vorgehängte hinterlüftete Fassaden 2015, Anerkennung

Der Cinnamon Turm wurde als freistehender Campanile erdacht – ein Pin auf einer Piazza. Diese ungewöhnliche Idee gewann 2006 den Wettbewerb für das Areal „Altes Hafenamt“. Ein Turm war nicht Teil des Wettbewerbsprogramms, aber die Jury erkannte, dass er das einzige zwischen den Megablocks des Überseequartiers verbliebene historische Gebäude verankerte und gleichzeitig sichtbar machte.

Als Typus eines Campanile war seine Schlankheit das wichtige Thema. Diese konnte durch die 8 Jahre seiner Evolution erhalten werden, sogar als kurz nach dem Wettbewerbsverfahren seine Funktion in Richtung Wohnen mutiert war. Sein Grundriss ist ca. 13 x 16 m, nach oben wird er noch schlanker. Er hat eine Höhe von 56 Metern, ist also 4 x höher als breit. Wie kann solch ein dünner Kerl effizient genutzt werden? Die Antwort ist: mit sogenannten Duplex-Apartments, am Anfang gab es ein Konzept für sieben Apartments, jedes davon 2-geschossig mit einem ringsherum verglasten Wohnraum auf der oberen Ebene und den Schlafräumen unten mit Einzelfenstern. Eine präzise Marktanalyse führte zu Variationen dieser Formel: ein 3-geschossiges Triplex-Apartment an der Spitze und einige 1-geschossige Apartments auf den unteren Geschossen.

Jetzt gibt es 10 Wohnungen – 4 mit jeweils 130 m2, 5 mit jeweils 185 m2 und eine mit 300 m2. Insgesamt kommt man auf eine Bruttogeschossfläche von ca. 4.300 m2 und einen Bruttorauminhalt von ca. 16.000 m3. Im Erdgeschoss, auf Piazza-Ebene, gibt es eine Ladenfläche von ca. 300 m2. Die Einhaltung strenger Hochhausrichtlinien führten zum Bau von Fluchtwegen auf jedem Geschoss.

Ein Sicherheitstreppenhaus war ebenso Teil der Planungsaufgabe wie auch die Reinigungsmöglichkeit sämtlicher Fenster von innen – der spektakuläre Blick über Hamburg und auf die neue Philharmonie soll nicht durch schmutzige Fenster beeinträchtigt sein. Großzügige bodentiefe Fenster auf 3 Seiten des Wohnraumes erlauben freie Sicht auf ankommende Cruise Ships.

Die Fassadenpaneele aus in unterschiedlichen dunklen Rottönen eloxiertem Aluminium formen ein ganz ähnliches Patchwork wie der Pavillon von BOLLES+WILSON aus dem Jahr 2008, der als erster Baustein des Ensembles realisiert wurde und ebenfalls an der Osaka-Allee liegt. Diese Alu-Paneele nehmen in direktem Sonnenlicht opulente farbige Nuancen an und haben im Schatten eine warme und eher ernste, Paul-Klee-nachempfundene Kolorierung. Dies ist ein Gebäude, das seinen Charakter bei unterschiedlichem Lichteinfall ändert, und zugleich eine neue Figur in der Hamburger Skyline bildet.

BAUHERR
Groß & Partner
Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH
Singapurstraße 1
20457 Hamburg
T 040/36 09 80 100

ORT
Osakaallee 10
20457 Hamburg

BGF
ca. 4.250 m2

KOSTEN
16 Mio Euro

REALISIERUNG
Juli 2013 – Juli 2015

TEAM
BOLLES+WILSON

Projektleitung
Christoph Lammers

FOTOGRAFIE
Cordelia Ewerth
Christian Richters
Mitja Schneehage


Altes Hafenamt

Inmitten des neuen Überseequartiers liegt an prominenter Stelle das originale Amt für Strom und Hafenbau (19. Jhd.). Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude bleibt als einziges Bestandsgebäude erhalten und verleiht der eindrucksvollen Urbanität der umliegenden sechsstöckigen Blöcke einen Maßstab und ein Zentrum. Das neue Ensemble - Altes Hafenamt, Cinnamon Tower & Pavillon, spielt mit und nicht gegen den Bestand - so entsteht ein überraschender und charaktervoller Ort innerhalb der HafenCity.

Das Bestandsgebäude wird sowohl durch dessen Neunutzung (Hotel) als auch den Bau des (Informations-) Pavillons und Cinnamon Wohn-Towers zu einem aktiven Ensemble zusammengefügt. Der Tower wurde als freistehender Campanile erdacht – eine klassiche Typologie: ein Pin auf einer Piazza. Die ergänzenden Gebäude des Ensembles erhielten eine lebendige Fassade mit eloxierten Metallpaneelen in Rot- und Brauntönen und integrieren sich so in ihrer Anmutung in die schöne Hamburger Speicherstadt.

Um den Flutschutz zu jeder Zeit sicherzustellen wurde das Erdgeschossniveau des gesamten Überseequartiers gegenüber dem ursprünglichen Bestandsniveau um ca. 3 m angehoben. Das Alte Hafenamt verbleibt jedoch auf dem Bestandsniveau. Das somit "versunkene" Erdgeschoss wird über breite Treppenanlagen, Rampen und Caféterrassen erreicht. Die topographische Freistellung des Alten Hafenamtes erzeugt Außenräume mit hoher Aufenthaltsqualität und erhält die originalen Proportionen seiner Fassaden.

Alle Ergänzungen und Umbauten am denkmalgeschützten Bestandsgebäude wurden eng mit dem Amt für Denkmalschutz abgestimmt. Ziel war es, so viel Substanz wie möglich zu erhalten und trotzdem alle Anforderungen an eine künftige Hotelnutzung zu erfüllen. Eine reine Rekonstruktion war weder machbar noch sinnvoll. Vielmehr wurden die unterschiedlichen Zeit- und Bauschichten ablesbar gemacht. Die verschiedenen Umbauten, Ergänzungen und Instandsetzungen aus der Geschichte des Gebäudes wurden erhalten.