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Anderhalten Architekten

Museumsneubau Luthers Elternhaus, Mansfeld

Foto: Werner Huthmacher
Foto: Werner Huthmacher
Ort
Mansfeld
Gebäudekategorie
Museen, Galerien
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2014
Material Fassade
Beton
Leitidee

Dem Elternhaus wird ein klar geschnittener Baukörper gegenübergestellt, der die Lücke in der Straßenflucht schließt und die unterschiedlichen Höhen der traufständigen Nachbargebäude vermittelt. Das Bauvolumen orientiert sich straßenseitig an der vorhandenen Bebauung und entwickelt sich als langgestreckter konischer Körper in die Tiefe des Grundstückes. Die kleinteilige Struktur der Parzellen wird in einem baumbestandenen Atrium und einem Lichthof nachgezeichnet. Elternhaus und Neubau vis a vis der Straße kommunizieren über direkten Blickbezug und die Materialverwandheit  des Buntsandsteins der Fassaden.


Funktionen und Erschließung

Der schräg eingeschnitte Eingang des Neubaus fokussiert auf das Elternhaus. Besucher betreten hier das lichtdurchflutete Foyer des Museums. Die angrenzenden Raumzonen sind übersichtlich strukturiert. Die raumbegleitende, vitrinenbestückte „Exponatwand“ leitet in die Ausstellungsflächen des Erdgeschosses. Im Anschluss an die dienenden Räumen öffnet sich der Veranstaltungsraum der Museumspädagogik zum Garten. Den Abschluss bilden die Räume der Verwaltung mit direktem Ausgang ins Freie. Das Obergeschoss wird über eine großzügige Treppe und den Aufzug erreicht und ist ausschließlich der Ausstellung vorbehalten. Entsprechend der unterschiedlichen Ausstellungsinhalte werden unterschiedliche Raumzuschnitte und Belichtungssituationen gebildet.
Während die rückwärtigen Raumbereiche mit einem gezielten Gartenblick und Oberlicht akzentuiert werden, ist der straßenseitige Ausstellungsbereich zum Atrium und über eine großzügige Verglasung zum Elternhaus ausgerichtet.
Die Ausstellungsbereiche sind bewusst als fließendes Raumkontinuum ausgebildet, einzelne Zonen können wechselnden Ausstellungen entsprechend begrenzt oder zusammengelegt werden.
Der historische Altbau des Elternhauses wird behutsam entsprechend Befundlage restauriert und bildet auch zukünftig das auratische Zentrum des Ensembles „Luthers Elternhaus“.


Material und Konstruktion

Der Museumsneubau wird als rationelle Stahlbetonkonstruktion realisiert. Eine durchgehende Bodenplatte als Flachgründung minimiert die Eingriffe in den Bodendenkmalbereich. Sämtliche Hüllflächen werden hoch gedämmt und in den sichtbaren Bereichen mit Buntsandstein verkleidet.
Die Fenster werden mit Isolierverglasung in Holzrahmen ausgeführt. Die raumseitigen Wandflächen erhalten einen ungestrichenen reinen Gipsputz. Das Erdgeschoss wird mit Sandsteinplatten belegt, das Obergeschoss erhält einen Belag aus Eichenparkett. Die Oberflächen von Einbaumöbeln und Innentüren werden in Eichefurnier vorgesehen.
Die authentischen Materialoberflächen im „Elternhaus“ werden mit Rücksicht auf vorhandene Patina
gereinigt und fixiert. Entsprechend bauhistorischer Befunde wird eine Leitschicht sanft herausgearbeitet oder die wechselvolle Geschichte des Hauses bewusst erlebbar gemacht. Nach Möglichkeit wird eine Beheizung und Kühlung über Fußboden- oder Wandflächensysteme integriert.

Außenanlagen

Die Außenanlagen werden entsprechend ihrer jeweiligen räumlichen Situation unterschiedlich gestaltet. Im Atrium wird der großformatige Sandsteinbelag des Foyers fortgeführt. Zwei Laubbäume akzentuieren den ansonsten kargen Innenhof. Der Garten gliedert sich in drei unterschiedliche Zonen. Der unmittelbare Austritt aus dem Gebäude wird mit Sandsteinbelag fortgeführt. Das Zentrale Motiv des Gartens bildet eine blühende Streuobstwiese umgeben von einem wassergebundenen Rundweg und einer zwei Meter hohen Einfriedung.
Niveauvermittelnde Treppenstufen und unprätentiöse Sitzbänke werden in Sichtbeton ausgeführt und laden zum Verweilen ein.


Technische Gebäudeausstattung

Zur Reduzierung der Betriebskosten werden technische Komponenten soweit möglich auf das absolut Notwendigste reduziert. Das Technikkonzept basiert auf einem kompakten Bauvolumen und freien Speichermassen der Gebäude. Die Be- und Entlüftung erfolgt ausschließlich über Fensterlüftung und motorisch gesteuerte Lüftungsklappen. Kurzfristige Feuchteeinträge und sommerliche Wärmelasten können durch Querlüftung und freie Nachtlüftung abgeführt werden. Nur wenige innenliegende Räume wie die WCs werden mechanisch abgelüftet. Empfindliche Exponate mit Anforderungen an konstante Temperatur- und Feuchtekonditionen werden in separaten Vitrinen ausgestellt. Die Beheizung und Kühlung des Neubaus erfolgt über ein Fußbodensystem. Die Energiebereitstellung erfolgt über eine Niedertemperatur-Gastherme oder, soweit möglich, über Geothermienutzung mit Wärmepumpeneinsatz. Die Temperierung des „Elternhauses“ erfolgt über elektrische Wand-, Bodensysteme die über eine Photovoltaikanlage auf dem Neubau gespeist werden. Die aufwändige Straßenquerung mit einer Medientrasse kann vermieden werden indem die gewonnene Elektrizität neubauseitig in das Netz eingespeist und im Altbau wieder entnommen wird. Die Grundbeleuchtung beider Gebäude erfolgt mit Energiesparleuchten, die Exponatbeleuchtung mit gefilterten Leuchtdioden. Sämtliche Entnahmestellen werden mit wassersparenden Armaturen ausgestattet. Das anfallende Regenwasser wird im Bereich der Obstwiese auf dem Grundstück versichert.