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ROM - Open Air Arena Römersteinbruch

Ort
St.Margarethen
Gebäudekategorie
Theater, Opernhäuser, Konzertsäle, Kinos
Bauvorhaben
Neubau
Jahr der Fertigstellung
2008
Eine Vorstellung im Römersteinbruch ist zweifelsohne für jeden Besucher eine einmalige Erfahrung, egal ob man als Klassikliebhaber die Vorführungen der Opernfestspiele genießt, oder als Bewohner der Region den Passionsspielen mit befreundeten Laiendarstellern beiwohnt.

Schauspiel und Gesang unter freiem Himmel in einer lauen Sommernacht, fernab vom Lärm der Straße, lässt auch den ‚ganz normalen Besucher’ ohne jeden Bezug zu Oper oder Passion von dieser Erfahrung überwältigt nach Hause gehen.

Bislang jedoch profitiert lediglich die Spielstätte selbst von der in Österreich einzigartigen Qualität des Ortes. Zu direkt führt der Pfad vom Parkplatz zum Sitzplatz und nach gesehener Vorstellung wieder zurück.

Grundlage unseres Entwurfs ist die Idee, sämtliche Bestandteile des Theaters und des Theaterbesuchs an der gewaltigen Felskulisse teilhaben zu lassen. Es gilt das räumliche Schauspiel sichtbar und erlebbar zu machen.

Konzept
Die beeindruckende Schönheit, welche sich heute durch präzis geführte Schnittkanten, exakt gearbeitete Flächen und wohl überlegte Subtraktion des Bodens präsentiert, lässt einen nur schwer begreifen, dass all dies ein Nebenprodukt eines ‚Ressourcenabbaus’ aus längst vergangenen Tagen ist.

Vielmehr möchte man glauben, jene beiden Japaner des Bildhauersymposiums, welche mit fast unmöglicher Präzision den kompakten Fels gezielt verletzt und dadurch ein Meisterwerk - die ‚Japanische Rinne’ *) - geschaffen haben – jene Beiden hätten die burgenländische Wiese in gleicher Weise mit Hammer und Meißel in das verwandelt, was viele heute den ‚Österreichischen Grand Canyon’ nennen.

Nicht fern liegt daher der Gedanke, jene ‚Japanische Rinne’ und die ihr zugrunde liegenden Prinzipien als Methode und Vorbild für eine Umgestaltung, welche wohl eher als Fortführung dieser Bildhauerarbeit zu begreifen ist, heranzuziehen.

Präzision: klare und einfache Formensprache
Reduktion: Besinnung auf das Wesentliche
Subtraktion: Addition durch Entnahme


 *) Die Japanische Rinne – Arbeit im Zuge des Bildhauersymposiums


Prinzipielle Organisation
Das Theater dient als Vorbild für die Organisation der einzelnen Funktionen. Die prognostizierte Besucheranzahl von bis zu 6000 Personen erfordert kurze Wege innerhalb des Areals.
Das Schauspiel dient als Vorbild, für die Besucher eine dramaturgische Erfahrung auch im räumlichen Sinne zu schaffen. Es verlangt nach Überraschungsmomenten und Inszenierung von Wegen und Aufenthaltsbereichen.

Am Parkplatzes wird der Besucher von einer Ankündigungstafel (+20,00m) zum Eingang in die Welt des Römersteinbruchs empfangen. Durch einen Einschnitt in den Fels taucht er – vorbei an Eingangsgebäude und Ticketkontrolle - ab in das Gestein, um sich nach Passieren eines kurzen Verbindungstunnels (+16,00m) am Rande einer Klippe des Areals erstmals zu orientieren.

Eine behindertengerechte, inszenierte Rampe von ca. 330m Länge führt über Schluchten entlang von Felswänden auf das ca. 19m tiefer liegende Niveau des Festspielgeländes. Der Besucher betritt den Foyerpark (0,00m), im Norden durch den so genannten Foyergarten, im Süden durch eine künstlich geformte Geländekante gesäumt. Dort empfängt ihn die Gastfreundlichkeit der Publikums-Caterer. Der Foyerpark dient dem Aufenthalt und Flanieren vor Vorstellungsbeginn wie auch als Pausenfläche zwischen den Veranstaltungen.

Die bestehende Zuschauertribüne im Norden des Foyerparks wird über den Foyergarten erschlossen. Als terrassierte Grünfläche verbirgt dieser mosaikartige Teppich aus Holz-, Kies- und Grünflächen die Toiletteanlage, welche strategisch optimal zwischen Tribüne und Gastronomiezone situiert ist.

Die VIP-Bereiche besetzen Orte mit jeweils prägnanter räumlicher Qualität und verteilen sich auf das gesamte zur Verfügung stehende Areal.

Künstler und Verwaltungspersonal besitzen einen eigenen separaten Zugang vom Parkplatz aus. Dieser führt über eine Freitreppe direkt in einen hofartigen Vorplatz, welcher den Endpunkt der Boulevardachse markiert. Das Backstagegebäude versteckt sich hinter dem Felsen der Naturbühne, um nicht störend in Erscheinung zu treten.

Materialien
Wo es die Gegebenheiten ermöglichen wird der Fels selbst zum verwendeten Baumaterial. Bereits der erste Kontakt des Besuchers im Einschnitt der Parkebene lässt das Gestein zur Wand werden. Ebenso nützen die VIP-Bereiche den umgebenden Fels als Raum bildendes Element.

Steinbrucheigene und -verwandte Materialien werden vorwiegend für die Oberflächen der Freiflächen verwendet. Im Foyerplatz findet der Besucher einen Teppich aus unterschiedlichen Kiessorten zu einer Wassergebundenen Decke verarbeitet wieder. Diese garantiert notwendige Versickerungsflächen und vermeidet Staubentwicklung während der trockenen Sommermonate.

Neu gebaute Kubatur sowie bauliche Kanten werden mit gerosteten Stahlplatten verkleidet bzw. betont – ein Material welches sich aus dem historischen Bezug des Steinbruchs ableitet. Assoziationen mit schweren Baumaschinen sind beabsichtigt. Zusätzlich bietet der Stahl durch seine vorkorrodierte Oberfläche  Schutz vor Witterung und Vandalismus während der Wintermonate.

Überall dort, wo Besucher in direktem Kontakt mit den Oberflächen der Neubauten stehen (Ticketschalter, Cateringtheken, Toiletteneingänge), werden vorgehängte Eternitplatten eingesetzt. Die Fassadentafel ‚Classica Ivory’ erfüllt neben technischen Anforderungen unseren Wunsch nach einer, den Veranstaltungen angemessenen ‚edlen Optik’. Die dauerhaft elfenbeinfarbige Platte erzeugt einen spannend-noblen Kontrast zu den übrigen - zeitlich veränderlichen - Materialien.

Beleuchtungskonzept
Die Grundbeleuchtung des gesamten Areals wird durch beleuchtungstechnische Akzentuierung der bestehenden Felswände und –kanten erzielt. Ziel ist es den Himmel frei von störenden Strahlern oder Laternen zu halten, um freien Blick auf den nächtlichen Sternenhimmel zu bieten.
Die Verwendung von ‚Wallwashern’, wie diese in städtischer Fassadenbeleuchtung verwendet werden, verwandelt den Steinbruch in eine einzigartige Kulissenlandschaft.

Zusätzlich werden die Charakteristika der einzelnen Bereiche durch Einsatz unterschiedlicher Beleuchtungskonzepte weiter verstärkt. D.h. das lineare Rampenelement wird abends durch in der Brüstung integrierte Balkenleuchten präzisiert. Die Geländekante im Publikumscateringbereich wird ebenfalls zum Träger von linearen Beleuchtungskörpern. Die Fläche des Teichs wird mit schwimmenden Beleuchtungskörpern - ähnlich Seerosen – bespielt, welche die romantische Atmosphäre zusätzlich betonen. Die einzelnen Picknick-Bereiche erhalten in die Sitzbänke integrierte Leuchten, welche sanftes Streiflicht auf den Boden ausbreiten.
In Wege integrierte Punktnotbeleuchtungen garantieren auch während laufender Vorstellung ein stolperfreies Bewegen innerhalb des Geländes.

Projekt

ROM

Kurzbeschreibung
Festspielgelände im Römersteinbruch

Ort
St. Margarethen im Burgenland - A

Auftraggeber
Fürst Esterházy Familienprivatstiftung,
Esterházyplatz 5, 7000 Eisenstadt

Wettbewerb
09.2005 – geladener Wettbewerb

Planungsbeginn
12.2005

Fertigstellung
Bauphase 01: 10.2006-06.2007 / Bauphase 02: 10.2007-05.2008

Nettogrundfläche / Freifläche
4.980m² / 4.430m² Freifläche

HNF
( 2.510 m²)

BGF
5.578 m²

Kubatur
(13.999m³)

Planung
AllesWirdGut Architektur ZT GmbH

Projektsteuerung    
FCP – Fritsch, Chiari und Partner ZT GmbH

Mitarbeiter Wettbewerb
Michael Sohm, Elmir Smajic, Viktoria Volozhynska

Mitarbeiter Projekt
Mareike Kuchenbecker, Sandra Gnigler, Maria Megina, Martin Brandt, Moritz Kaiser, Ferdinand Kersten, Jan Schröder, Alexandra Seip, Johanna Kropp, Sandra Gnigler, Martina Arend

Sonderfachleute Infrastrukturplanung
Bichler&Kolbe

Statik
gmeiner_haferl

TGA
HPD Planungsdienst

Bauphysik
Büro Prause

Geotechnik
3P Geotechnik

Lichtplanung
Klaus Pokorny

Küchenplanung
Büro Stria

Fluchtwegplanung
Büro Düh

Modell
AllesWirdGut

Fotos Modell
Petra Schneidhofer

Illustrationen
AllesWirdGut

Fotos
Hertha Hurnaus