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ATELIER THOMAS PUCHER

Philharmonie Varsovia

Das Atelier Thomas Pucher aus Graz, Österreich konnte den international offenen, zweistufigen Wettbewerb um den Neubau der Philharmonie des weltbekannten Sinfonia Varsovia Orchesters in Warschau für sich entscheiden. Das Projekt mit einer Nutzfläche von 20.000m² entsteht entlang einer der größeren Ausfallstraßen Warschaus auf dem Grundstück und mit den Gebäuden des ehemaligen Tierspitals. Es besteht aus einem Orchestersaal mit 1800 Sitzplätzen, großzügigen Proberäumlichkeiten, Merchandise und Workshop Einheiten sowie einem Boutique Hotel für Gäste des Orchesters und Artists in residence.

Das Team um Thomas Pucher konnte sich im Wettbewerb gegen 137 Teilnehmer durchsetzen, darunter Zaha Hadid Architects (2. Platz) und Nieto Sobejano (2.Runde).

Die Stärke des Projektes liegt in seiner präzisen Auseinandersetzung mit dem vorhandenen Gebäudeensemble und den komplexen Anforderungen eines weltbekannten Orchesters. Der Entwurf besteht aus einem schwebenden Gebäuderahmen, der sich um das zentrale Gebäude der bestehenden Anlage – einer herrschaftlichen Gründerzeitvilla – legt und so den Ort gleichermaßen definiert, schützt und öffentlich zugänglich macht. Im Zentrum des Rahmens liegt der zurzeit im Dornröschenschlaf liegende Park, der aktiviert und adaptiert wird und sich so zu einem dramaturgisch inszenierten öffentlichen Raum von besonderer Ausstrahlung wandelt.

Der Gebäuderahmen beherbergt die Konzerthalle und sämtliche Probe- und Aufführungsräume. Gleich wie über dem Garten schwebt er auch über dem Foyer und schützt somit akustisch wie visuell den sensiblen Orchesterbereich vor der Stadt. Er beinhaltet die gesamte Konstruktion und Technik des Gebäudes und hält darüber hinaus zahlreiche Überraschungen und Geheimnisse parat: versteckte Treppen und Räume, ein enger Aussichtspfad auf seiner Oberseite, akustische Hohlräume. Die stützenfreie Spannweite des Rahmens beträgt 140m.

Beim großen Konzertsaal wurden vollkommen neue Wege der Saalarchitektur beschritten. Er ist konzipiert als Kombination aus Schuhschachtel-Typus und Stadion. Der traditionell entstandene Typ der Schuhschachtel (z.B. Wiener Musikvereinssaal) ist aus akustischer Sicht nach wie vor der bevorzugte Orchestersaal, leidet aber unter äußerst unvorteilhaften Sichtverhältnissen für das Publikum. Demgegenüber weist das Stadion hervorragende visuelle Qualitäten auf, leidet aber – auf Grund des kreisförmigen Zuschnitts – unter außerordentlich schlechter Akustik.

Der große Konzertsaal der Sinfonia Varsovia verbindet die Vorteile beider Typen indem die Ränge und Auditorien nach Vorbild eines Stadions als schwebende Bänder in ein quadratisches Volumen – nach Art der Schuhschachtel – eingesetzt werden. Durch die genaue Berechnung dieser Bänder und ihrer Wechselwirkung zu Orchester und Saalwand können nun erstmals die akustischen wie auch die visuellen Eigenschaften eines Konzertsaals gleichzeitig optimiert werden. Jeder Besucher erhält den Eindruck unmittelbarer Nähe zum Orchester bei gleichzeitig höchstmöglichem Hörgenuss. Man sitzt buchstäblich inmitten der Musik.

Die neue Philharmonie gilt als das derzeit wichtigste Bauvorhaben Polens und soll mit einem Budget von  €110Mio bis 2016 fertig gestellt sein.