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ARTEC Architekten

Raum Zita Kern, Raasdorf

Ort
Raasdorf
Gebäudekategorie
Einfamilien-, Reihen-, Wochenendhäuser
Bauvorhaben
Umbau
Jahr der Fertigstellung
1998
Material Fassade
Metall
Architektenpreis
Anerkennungspreis Landeskulturpreis Niederösterreich 2002 Bauherrn-Preis der Zentralvereinigung der Architekten an Zita Kern 1999
Aluminium – Architekturpreis 1998
1996 – 1998

Eine Welt für sich am flachen Land vor Wien.

Weites Land der Grosskulturen und Strassendörfer, die im Nahbereich von Wien vom suburbanen Siedlungsbrei einverleibt worden sind ist. Irgendwo ein kleiner Wald, darin ein Hof, daran vielfältige, struppige Felder. Zita Kern ist Bäuerin und Literaturwissenschaftlerin. Früchte, Gemüse, Kräuter, Hühner und Katzen ist der eine Teil der eigenwilligen Welt. Bücher sind der andere Teil. Arbeitsräume der Landwirtschaft, für Kochen und Essen und für das Schlafen sind vorhanden. Was fehlt ist ein Baderaum und Raum zum Schreiben und Lesen.

Die alte Gebäudestruktur gibt den Rahmen vor: Der Bereich der vormaligen Kammer mit einer Holzbalkendecke wird zum introvertierten grossen Baderaum, die Entfernung einiger Balken schafft Lichteinfall von oben. Der Kuhstall mit Ziegeltonnendecke wird von Verputz befreit und für die Landwirtschaft belassen, seine Oberfläche überbaut. Das an- und aufgesetzte Bauvolumen gewinnt die Form aus den Randbedingungen: Öffnung zur Terrasse, Zugang und Aufgang ohne Eingriff in die Substanz und Überleitung der Figur zum kleinen Haus des Hühnerstalls.

Das Neue zeigt sich im Hofensemble als unzweideutig neu, der blanke Aluminiumkörper nimmt die Stimmung von Wetter und Umgebung auf. Der Bau wird immateriell, sein Zweck undurchsichtig. Die Innenform des Neuen im Gegensatz zum Alten gleicht eher einem Zelt als einer festen Behausung. Möblierung ist Teil der Wand und zugleich Strukturierungsmöglichkeit des Raumes. Lichteinfall und Öffnungen stehen mit dem Hof nicht in direkter Beziehung. Die Öffnungen sind so gewählt, dass die Auswirkungen der Witterung vom Inneren aus unmittelbar in ihrem teils drastischen Geschehen wahrgenommen werden.

Materialien

Für die Aussenhaut des Gebäudes - dessen Konstruktion raumseitig mit grossformatigen Pappelsperrholzplatten (8 mm) verkleidet ist - wird auf eine vertikale Lattung (Hinterlüftungsbereich) eine Verkleidung aus unbehandelten Aluminiumblechen (2 mm) mit Spenglerschrauben direkt aufgeschraubt.
Das unbehandelte Material nimmt die Tönung des Himmels ideal an, und wird durch Witterungseinflüsse mit der Zeit etwas verändert, ohne durch Korrosion angegriffen zu werden.
Die Plattengrösse ist so gewählt, dass die Montage von zwei Mann durchgeführt werden kann (150 cm Plattenbreite). Die Länge des Standardformats (300 cm) ist ausreichend, um einen Einbau ohne horizontale Plattenfugen zu erzielen.
Alle Aluminiumteile im Aussenbereich (Fassade und Dach: Bleche, Fensterprofile, Trapezblechdeckung, Metallkamin) sind walzblank ohne Oberflächenbehandlung eingebaut.
Im Gegensatz dazu sind die Aluminiumverkleidungen im Inneren (Baderaum) aus Komfortgründen natur eloxiert:
Duschenauskleidung und anschliessende Wandverkleidung und die Wandnischenauskleidung.
Wandbeläge im Baderaum sind neben Aluminium und dem Pappelsperrholz auch ein in die Vertikale gezogener Gummibodenbelag, der im gesamten neuen Raumbereich für den Fussboden verwendet ist.

Die neuen Nutzungen sind teilweise im alten Baukörper untergebracht, zum Teil wird das Gebäude als Sockel für ein neues Objekt verwendet.
Das neue Objekt im ersten Stock, zwar Teil des Hofes, aber doch davon abgesetzt, ist der Arbeitsraum zum Schreiben.
Intellektuelle Ebene und bäuerliche Arbeitswelt sind so auf einfache Weise auseinandergezogen.
Dem Raum vorgelagert sind zwei Terrassen, über Schiebe- und Drehtüren zugänglich, die den Raum ins Freie erweitern: städtisch geprägte Elemente in der ländlichen Umgebung.

Die Treppe hinauf ist als separates Element erkennbar und von aussen vor dem Bestandsgebäude angestellt, sie bringt den neuen Teil zum Boden.